U18: Karriereende und Comeback binnen 30 Minuten

JSG Schwarz-Gelb entscheidet Spitzenspiel der Bezirksliga gegen Weser Gimte mit 4:2 für sich
ein Bericht von Daniel Vollbrecht

In der 51. Minute schien die Hitzeschlacht gegen Weser Gimte eine ungünstige Wendung zu nehmen. Mit einem fulminanten Kracher aus 30 Metern traf Robin Blumenstein nicht nur zum zwischenzeitlichen 2:2 Ausgleich für die rot-weißen Gäste, sondern auch mitten ins Fußballerherz unseres Angreifers Gzim Krasniqi. Erbost ob der verspielten Führung verließ der impulsive Cristiano-Epigone schimpfend das Feld, erklärte seine Karriere für beendet und der stille Beobachter fragte sich, ob Gzim noch auf dem Weg in die Kabine oder erst unter der Dusche implodieren würde.

 

Während die Fortsetzung der Krasniqi’schen Fußballerkarriere am seidenen Faden hing, mühten sich die personell dezimierten Schwarz-Gelben unter der prallen Bovender Sonne, denselbigen wiederzufinden. In den ersten 45 Minuten beherrschte man das Geschehen quasi nach Belieben und hätte durchaus mehr als jene zwei Treffer erzielen können, die zur Pause auf der Habenseite verbucht werden konnten. Zunächst beförderte ein Gimter Akteur das Leder in die eigenen Maschen, wenig später vollendete„Jules“ Meyfarth eine Traumkombination über Niklas Neumann, Tim Strüber und CR7 zum 2:0.

 

Alles schien auf einen geruhsamen Nachmittag hinauszulaufen, der eine Stunde vor Spielbeginn mit dem 4. Kapitel der unendlichen Fortsezungsstory „Trikotsearch“eingeläutet wurde. Dieses Mal hatte Sören Boy die Lacher auf seiner Seite, als er euphorisch ein Trainingsshirt des Dortmunder Energie-Unternehmens „Evonik“ aus der Tasche zog. Um dieses Missgeschick zu vertuschen, setzten wir den nunmehr für das Bovender Energie-Unternehmen „Elektro Bierbaum“ als Werbeikone flanierenden Sören auf dem Mannschaftsfoto zwischen unsere Torhüter Max und Leon – auf einen Platz, der auf professionellen Teambildern im Regefall einem Funktionsträger der Kategorie „Trinkflaschenauffüller, Ballaufpumper oder Trainingsanzugsbügler zugedacht“ ist.

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Mit derlei Nebensächlichkeiten konnten wir uns spätestens in der „hitzigen“ (im doppelten Sinne“) zweiten Hälfte nicht mehr beschäftigen. Nach dem Ausgleich kochten die Emotionen höher als der Schweißpegel auf der Stirn des emotional die letzten Kraftreserven mobilisierenden Trainers Gerd Müller. Während wir endlich die Zweikämpfe annahmen, pochten die Gimter als Hüter des globalen Fairplays auf Einhaltung verschärfter Fußballregeln, die Platzverweise für harmlose Fouls am Mittelkreis vorsahen. Bei nahezu jedem Pfiff des Schiedsrichters sprangen einige Schattenparker auf und reklamierten Höchststrafen für schwarz-gelbe Brutalo-Kicker. „Fuß ab“ bei Tacklings? „Mund zunähen“ für unrechtmäßiges Trinken am Spielfeldrand? „Stadionverbot“ für alle Müllers? „Kopf kürzer“ für zu hart geköpfte Bälle? Die Fantasie des Autors wurde angesichts der wilden Szenen am Spielfeldrand zumindest kreativ angeregt. Vergleichsweise lässig reagierte der gut leitende Schiedsrichter: „Ihr habt zwei problematische Charaktere in euren Reihen, Weser Gimte ungefähr fünf bis sieben“, zog er nach Abpfiff sein persönliches Fazit, um zu resümieren: „Für mich war es ein ganz normales Spiel.“

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Alles andere als normal war das Comeback von Gzim Krasniqi, der sich zunächst bei Gerd Müller entschuldigte, nachdem ihm Betreuer Danny Klemme-Boy minutenlang gut zugeredet hatte und anschließend noch zwei Jokertore zum 4:2-Sieg beisteuerte. Die wenigen Unverletzten auf der JSG-Bank sprangen freudestrahlend auf, all derweil sich Tim Kothe und Anthony Mutanda mit Eispacks ihre Knie, Rücken und Oberschenkel polsterten. Keeper Max Müller kickte zeitgleich wahlweise als Strafraumstürmer oder linker Mittelfeldspieler und Jakob Synofzik grätschte in jeden Zweikampf, der sich auch nur im Entferntesten vor seinen glühenden Augen anbahnte. Die Körpersprache unseres Terriers mit der Nummer 13 ist ohnehin nur schwer zu beschreiben: Wenn er energisch auf seine Gegenspieler zusprintet, befürchtet der Zuschauer wechselseitig zugefügte Beinbrüche. Doch auf wundersame Weise gewinnt JK13 seine Duelle meistens fair und stolziert nach erfolgter Balleroberung grinsend von dannen, als hätte er erfolgreichen Stuhlgang mit hoher Produktionsgüte gehabt.

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Gegen Ende der 90 Minuten beruhigten sich die Gemüter am Spielfeldrand, obgleich ein Gimter Betreuer androhte, seine auf dem mitgebrachten Notizblock verewigten Foulspiele der Schwarz-Gelben und vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters in einem „Artikel“ zu veröffentlichen. Dies ist sein gutes Recht und gehört sicher genauso zum Fußball dazu, wie so manche Pöbelei am Rande des Spielfeldes. In dieser Disziplin stand es am Ende auf jeden Fall unentschieden – „schiedlich, friedlich“ wie Marcel Reif zu sagen pflegt.

Fotos: https://www.dropbox.com/sh/sxl3e7yk6b8kfjq/AABo6jLOgRmvWMf-B_58DCDaa?dl=0

Video: https://www.youtube.com/watch?v=Gvpboril2Ec

Daniel Vollbrecht