Rubrik: “Jan fragt nach” – Teil 19

Im neuesten Teil von „Jan fragt nach“ stellt sich Vanessa, die Kapitänin unserer Damenmannschaft, seinen Fragen.

Hallo Vanessa, Du bist Kapitänin der historisch ersten Damenmannschaft in der Geschichte des I. SC 05 und auch eine Initiatorin des Projektes. Erzähl uns doch einmal kurz, wie es zu der Gründung des Teams gekommen ist und warum es 05 geworden ist.

Hallo Jan, im Frühjahr 2020 stand ich vor der Frage, wie es fußballerisch für mich weiter gehen sollte. Ich war in meiner derzeitigen Situation, auch geprägt durch Trainerwechsel, nicht mehr glücklich. Gemeinsam mit ein paar Mitspielerinnen überlegte ich, welche Möglichkeiten wir hätten, um für uns fußballerisch etwas zu ändern. Aufgrund persönlicher Präferenzen und Erfahrungen schlossen wir nach und nach fast alle bestehenden Göttinger Damenmannschaften für einen Wechsel aus.

Mein Freund spielt ebenfalls bei 05, in der 2. Herren. Dadurch kam die Idee auf, hier eine neue Mannschaft zu gründen. Was zunächst nur eine ungeplante Idee war, entwickelte sich im Juni 2020 plötzlich sehr schnell zu einem handfesten Vorhaben. Ich trat direkt mit Thorsten Richter in Kontakt und überfiel ihn mehr oder weniger telefonisch mit unserer Idee. Zu meiner Überraschung fand Thorsten das Vorhaben super. Von Anfang an wurde uns volle Unterstützung zugesichert und zuteil. Sei es durch den Vertrauensvorschuss, eine noch nicht bestehende Mannschaft für den Spielbetrieb zu melden, die Vorstellung eines Trainers beim ersten Kennenlernen oder durch Unterstützung von Janno bei jeglichen Fragen.

Trotz der Pandemie fanden ja einige Trainingseinheiten und Spiele statt. Habt Ihr Euch schon eingespielt und wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Die Stimmung in der Mannschaft war von Anfang an super! Natürlich ist es erstmal schwierig, mit einem komplett neuen Team unterschiedlicher Altersstufen und mit unterschiedlichen fußballerischen Vorkenntnissen zusammen auf dem Platz zu stehen. Der Lockdown hat uns mitten in der Findungsphase getroffen. Ein Team, welches erst seit so kurzer Zeit zusammen auf dem Platz steht, kann naturgemäß noch nicht so eingespielt sein, wie ein Team, dass schon lange zusammenspielt. Dennoch konnten wir diesbezüglich schon einige Fortschritte erzielen.

Wie haltet Ihr Euch, wie hältst Du Dich in der coronabedingten trainingsfreien Zeit fit und wie haltet Ihr derzeit untereinander Kontakt?

Die Wartezeit, bis wir endlich wieder gemeinsam auf dem Platz stehen können, versuchen wir mit verschiedenen sportlichen Challenges zu überbrücken. Im Dezember hat eine Spielerin für uns einen Adventskalender mit sportlichen Aufgaben und Erinnerungen an die ersten gemeinsamen Monate erstellt. Im Januar stand eine fitnessgeprägte Bingo-Challenge an und aktuell haben wir das Team in Kleingruppen aufgeteilt und treten in einer Lauf-Challenge gegeneinander an. Kurz vor Ende der Lauf-Challenge wurden insgesamt über 700km erlaufen, was meiner Meinung nach eine starke Leistung ist!

Darüber hinaus biete ich im Wechsel mit Dani, unserer Co-Trainerin, zweimal wöchentlich ein gemeinsames online Training für die Mädels an.

Wie liefen die ersten Spiele? Worin bestehen die Stärken Eurer Mannschaft und in welchen Bereichen siehst Du noch Verbesserungspotentiale?

Die ersten Pflichtspiele liefen für uns leider nicht so gut. Nach einem tollen Auftakt beim Testspiel gegen RW III sind wir mit breiter Brust in die Saison gegangen. Bereits das erste Pflichtspiel versetzte uns jedoch einen Dämpfer. Hier hat sich angedeutet, was in den kommenden Spielen bestätigt wurde. Das Zusammenspiel als Team und die konditionelle Fitness sind noch ausbaufähig. Zudem haben wir noch einige individuelle fußballerische Defizite aufzuarbeiten. Als Stärke der Mannschaft sehe ich ganz klar an, dass wir alle Bock haben, miteinander auf dem Platz zu stehen, füreinander zu kämpfen und uns zu verbessern. Ob Sieg oder Niederlage, wir gehen als Einheit vom Platz. Wir haben ganz tolle Spielerinnen im Team, die wir auf dem Platz besser in den Vordergrund rücken sollten. Unsere Schwächen können wir jedoch nicht von heute auf morgen beseitigen. Das benötigt Zeit. Was uns da andere Mannschaften voraus sind müssen wir nun, sobald wir wieder trainieren dürfen, aufholen.

Seit wann spielst Du Fußball? Und für welche Vereine hast Du bisher die Fußballschuhe geschnürt?

Ich spiele bereits seit 2006 Fußball. Zunächst stand ich in meiner Heimat für die SG Deensen-Arholzen-Stadtoldendorf auf dem Platz. Kurz nach Beginn meines Studiums bin ich zur Damenmannschaft des RSV Göttingen 05 gewechselt und habe zuletzt bei Sparta Göttingen gespielt.

Welche Position spielst Du und was sind Deine Stärken?

Ich spiele hauptsächlich auf der Position des 6ers, kann bei Bedarf aber auch als Außenverteidiger oder Flügelspieler im Mittelfeld eingesetzt werden.

Ich würde sagen, dass ich einen guten Blick für das Spielgeschehen habe. Ich erkenne die Schnittstellen und versuche insbesondere in der Vorwärtsbewegung meine Stürmerinnen richtig in Szene zu setzen. Zudem wurde mir oft gesagt, dass ich auf dem Platz eine Ruhe ausstrahle, die meinen Mitspielerinnen ein sicheres Gefühl und Absicherung vermittelt. Grundsätzlich würde ich mich auch als läuferisch stark einschätzen.

Hast Du einen Lieblingsverein und ein Vorbild?

Mein Herz schlägt für Hannover 96 und Levante UD.

Wie alt bist du? Was machst du beruflich? Kommst du gebürtig aus Göttingen?

Ich bin 26 Jahre alt und als Referendarin am Landgericht Göttingen tätig. Ich komme gebürtig aus Stadtoldendorf und bin 2014 für mein Jurastudium nach Göttingen gezogen.

Was macht 05 für Dich besonders?

Für mich macht die Art und Weise, wie wir bei 05 aufgenommen wurden, den Verein besonders. Wir wurden direkt bei der ersten Kontaktaufnahme von den Verantwortlichen toll aufgenommen. Ich hatte sofort das Gefühl, die Idee der Mannschaftsgründung würde hier auf volle Unterstützung treffen. Wir wurden von allen Verantwortlichen immer mit Respekt und Dankbarkeit behandelt. Uns wurde in jeder Situation weitergeholfen. Häufig müssen sich die Damenmannschaften den Herrenmannschaften unterordnen. Bei 05 kam nie das Gefühl auf, wir wären weniger wertgeschätzt als unsere männlichen Vereinskollegen.

Besonders ist für mich auch die große Fanszene. Auch hier wurden wir sofort mit integriert und im Sommer bei einem Kennenlernabend vorgestellt. Wir wurden bei unseren Heimspielen lautstark unterstützt und ohne Zögern in die „05-Familie“ aufgenommen.

Zudem möchte ich das Engagement von 05 in Bezug auf Integration und gegen Rassismus hervorgeben. Leider ist das immer noch nicht selbstverständlich. Dass sich 05 hier so einsetzt und jeder und jede willkommen ist, finde ich im Göttinger Fußball einzigartig.