Totti´s China-Blog (1)

Die Reise und mein erster Tag in Quzhou

Am Freitagmittag begann für mich die Reise ins chinesische Quzhou. Quzhou liegt im Südosten Chinas und hat ca. 600.000 Einwohner (mit den umliegenden vier Bezirken sind es ca. 2.4 Millionen Einwohner). Mit Bus und Bahn ging es zum Flughafen nach Frankfurt, wo um 19:00 Uhr mein Flieger Richtung Shanghai abhob. Beim Einchecken am Flughafen gab es dann das erste kleine Problem. Mein Name stand nicht auf der Passagierliste. Oh, was war nur passiert? Bei der Buchung meines Fluges in China wurde der Vor- und Nachname vertauscht. So wurde ich in Shanghai dann auch mit einem „Mr. Torsten“-Schild am Flughafen abgeholt. Glücklicherweise konnten die Mitarbeiter des Airport Frankfurt meine Reisedaten schnell und unbürokratisch ändern, sodass dieser kleine Fauxpas nur eine witzige Anekdote bleibt.

Der elfstündige Flug mit Air China verging für mich leider nicht wie im Flug, da ich kaum schlafen konnte. Da merkt man erstmal wie klein Europa und wie riesig der asiatische Kontinent ist. Nach dem „Sonnenaufgang“ nutze ich den Ausblick von meinem Fensterplatz. Es ist einfach unglaublich, wie viele schneebedeckte hohe Gebirge es in Asien gibt. Ansonsten vertrieb ich mir die Zeit mit einem Blick auf die Landkarte und die Reisedaten oder bei diversen Spielen, die man über einen kleinen Bildschirm via Touchscreen spielen konnte. Der große internationale Flughafen von Shanghai liegt etwas außerhalb der ca. 30 Millionen Metropole. Ein Lehrer aus Shanghai holte mich dort ab und brachte mich die 55km zur Highspeed Railway Station in Shanghai. Direkt neben der Railway Station ist ein weiterer großer Flughafen von dem aus aber nur Inlandsflüge möglich sind. Ohne gültige Fahrkarte kommt man in Shanghai nicht mal auf den Bahnsteig. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug brauchte ich für die 400km meiner letzten Etappe nach Quzhou etwas über zwei Stunden. Dort erwartete mich Herr Li (ein Mitarbeiter der Anmeng GmbH, nicht der Vorstand), der mich ins Hotel brachte, welches ich gegen 19 Uhr Ortszeit (12 Uhr MEZ) erreichte. Insgesamt hat die gesamte Reise für mich fast 24 Stunden gedauert.

Herr Li ist der Initiator des Projektes. Er ist Deutschlehrer und begeisterter Fußballfan. Er hat früher selber in der Fußballmannschaft seiner Universität gespielt, welche zu seiner aktiven Zeit mehrere Jahre in Folge die regionalen Meisterschaften gewinnen konnte. Am Sonntag war dann mein erster richtiger Tag in Quzhou. Nach dem Frühstück zeigte mir Herr Li die Fußgängerzone und die historische Innenstadt wo wir auch zu Mittag gegessen haben. IMG-20170312-WA0001

Den Nachmittag hatte ich dann Freizeit, die ich genutzt habe. um mich von der anstrengenden Reise zu erholen, bevor wir uns zum Abendessen wieder getroffen haben. In unserem Gespräch hat er mir davon berichtet, wie die aktuelle Situation des Fußballs vor Ort ist und welche langfristigen Visionen er hat. Um diesen Visionen Leben einzuhauchen treffen wir am Montag verschiedene Vertreter aus Politik und Sport.

Unser China-Projekt geht endlich los – Meeting mit Politikern und Sportfunktionären

Am Montag ist dann endgültig der Startschuss für unsere deutsch-chinesische Kooperation gefallen. Unser Projekt soll noch viel intensiver ausgestaltet werden als es zunächst angedacht war. Am Vormittag hatte ich ein Meeting mit Politikern verschiedener Behörden (zuständig für Sport und außer-chinesische Angelegenheiten) sowie dem Vorsitzenden des ersten Fußball Clubs in Quzhou. Der Fußball Club wurde erst vor gut einem Jahr gegründet und hat neben Herren- auch fünf Juniorenmannschaften. Außerdem ist der Fußball Club mit seinen 30 Trainern auch für das Training an den öffentlichen Schulen in Quzhou zuständig. Es gibt 40 Schulen mit eigenen Fußballmannschaften. Mit diesen Zahlen verdeutlichte einer der Sportpolitiker die Problematik, dass es zurzeit zu wenige Trainer und Sportplätze gibt. Ein weiteres Problem ist ein fehlender Spielbetrieb. Gelegentliche Spiele werden höchsten ab und zu spontan organisiert und finden sehr selten statt. In den letzten Jahren schafften es fünf Spieler aus Quzhou für die chinesische Junioren-Nationalmannschaft nominiert zu werden.

In den kommenden Tagen wird eine Rundreise durch Quzhou mit dem Besuch mehrere Schulen organisiert. Ziel ist es einen Überblick über die aktuelle Situation zu bekommen, um eine langfristige mehrjährige Zusammenarbeit zu gestalten. Außerdem soll ich in der nächsten Woche einen allgemeinen Überblick über die Strukturen im Deutschen Fußball (vor allem Juniorenbereich) sowie der Trainerausbildung geben. Seit unserem WM-Titel 2014 genießt der deutsche Fußball hier einen sehr hohen Stellenwert und so wollen sie sich unsere Strukturen zum Vorbild nehmen. Neben der möglichen strukturellen und fußballspezifischen Arbeit in Quzhou sollen im Rahmen unserer Kooperation auch ältere Schüler (ca. 16 Jahre) für einen längeren Aufenthalt nach Göttingen kommen, um neben der fußballerischen auch eine schulisch-berufliche Ausbildung zu bekommen. Jüngere Schüler sollen in den Sommerferien (die chinesischen Sommerferien gehen von Anfang Juli bis Ende August) mit ihren Familien für zwei bis drei Wochen in Göttingen an Fußballcamps und Trainingseinheiten unserer Juniorenmannschaften teilnehmen. Dieses Sommerferienprogramm soll schon dieses Jahr beginnen.