Dem hohen Favoriten fast ein Bein gestellt

Ein kleine Sensation war zum Greifen nah, aber Ende reichte es nicht ganz. Nach einem klasse Spiel mussten sich die U17 Junioren des I. SC Göttingen 05 der U17 von Hannover 96 mit 0:3 geschlagen geben. Die drei Tore fielen in den lezten Minuten des Spiels. Nachdem viele der 300 Zuschauer schon mit dem Elfmeterschießen gerechnet hatten, erlöste ausgerechnet der ehemalige Göttinger Justin Taubert seine Mannschaft mit dem 1:0.

Der Regen hatte am Nachmittag rechtzeitig aufgehört, die Sonne schien, der Platz war gut bespielbar und die für ein Jugendspiel in Göttingen unglaubliche Zahl von 300 Zuschauern war in den Maschpark gekommen.Das tolle Spiel, welches sich Mannschaft, Trainer und Eltern erhofft hatten, konnte beginnen: Der B-Jugend Niedersachsenligist I. SC Göttingen 05 trifft im Niedersachsenpokal auf das zwei Klassen höher in der B-Jugendbundesliga Nord/Ost spielende Hannover 96.

Auf dem Papier war die Ausgangssituation aufgrund des Klassenunterschiedes eigentlich klar. Aber auch im Jugendfußball haben Pokalspiele manchmal ihre eigenen Gesetze. So waren die Trainer Nils Reutter und Jürgen Bock vor dem Spiel optimistisch. Denn ihre Mannschaft hatte nicht nur gut trainiert, sondern war mit den Siegen in Osnabrück und zu Hause gegen Lüneburg optimal in die Niedersachsenligasaison gestartet. „Wenn wir hier es schaffen, bis zur Pause mindestes ein Unentschieden zu halten, dann kann hier alles passieren,“ sagte Trainer Reutter vor dem Spiel.

Und die Spieler nahmen sich die Aussage des Trainers zu Herzen. Von Beginn an zeigten die Schwarz-Gelben, dass sie in keinem Fall eine leichte Beute für die Roten sind. Die Mannschaft hielt sich konzentriert an die taktischen Vorgaben der Trainer, stellte frühzeitig die Räume zu und ließ dem Bundesligisten kaum Platz zur Entfaltung. So hatten die 96er in der ersten Halbzeit zwar mehr Spielanteile, konnten sich aber aus der optischen Überlegenheit kaum Chancen erspielen. Eine einzige echte Chance konnten die Hannoveraner für sich verbuchen. Kurz vor der Pause gelang es den 05ern nach einer Ecke nicht, den Ball aus dem Strafraum zu schlagen. Im Getümmel kam ein 96er aus kurzer Distanz zum Schuss, traf aber nur das Außennetz.

Doch die Göttinger verließen sich nicht nur auf die Defensivarbeit und stellten nicht hinten rein. Wann immer sich die Gelegenheit bot, spielten sie mutig nach vorne und kamen auch ihrerseits zu einer guten Chance Mitte der ersten Halbzeit (22.) Lennart Sieburg hatte sich kurz vor der rechten Grundlinie gegen mehrere Gegenspieler durchgesetzt und konnte an den Fünfmeterraum passen. Der mitgelaufene Jan Chmilewski nahm den Ball direkt und der Schuss strich nur wenige Zentimeter am rechten Außenpfosten vorbei. Eine hochkarätige Chance.

So ging es mit einem 0:0 in die Kabine. Gestärkt durch die gute erste Halbzeit kamen die Schwarz-Gelben nach der Pause wieder auf den Platz und machten nahtlos dort weiter, wo sie aufgehört hatten. Hannover hatte wieder mehr Spielanteile, konnte jedoch wiederum keine Chance erspielen.

Im Gegenteil 05 spielte gut mit und erobertete sich mehrfach durch die starke Defensivarbeit den Ball. Mit schnellen Pässen kam man mehrfach zu guten Kontergelegenheiten. In der 56. Minute wurde Jan Chmilewski die linke Außenbahn entlang geschickt und lief seinen Gegenspielern davon. Kurz vor der Grundlinie ließ er zwei Gegenspieler stehen und passte in den Rücken der Abwehr. Dort nahm Mannschaftskapitän Mathis Wobst den Ball an, setzte sich gegen drei Gegenspieler durch und kam relativ frei aus 18 Metern zum Torschuss. Dabei rutsche ihm der Ball etwas über den Spann und ging am Tor vorbei.

In der 68. Minute dann der Aufreger des Spiels aus Göttinger Sicht. Lennart Sieburg trieb den Ball 30 Meter zentral vor dem Tor der Gäste nach vorn, passte zum mitgelaufenen Jakob Synofzik, der wiederrum den Ball direkt durch die Schnittstelle in der Abwehr in den Lauf von Sieburg weiter spielte. Ein kurzer Antritt, eine Drehung und der Ball schlug im langen linken Eck des Hannoveraner Tors ein. Spieler und Publikum begannen schon die Göttinger Führung zu feiern als allen bewusst wurde, dass der Schiedsrichter auf Hinweis seines Assistenten auf Abseits entschieden hatte. Eine höchst umstrittene Entscheidung, die die Göttinger Spieler fassungslos machte. Denn sollte es tatsächlich Abseits gewesen sein, war es eine äußerst knappe Entscheidung. Aufgrund des mitgelaufenen Videos muss man eher von gleicher Höhe ausgehen. Die Führung wäre zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen.

Doch die Gastgeber ließen sich von dieser vermeitlichen Fehlentscheidung nicht ablenken und spielten weiter auf Augenhöhe mit. Als nur noch 6 Minuten zu spielen waren, rechneten viele der Zuschauer bereits mit dem Elfmeterschießen. Aber die Qualität eines Jugendbundesligisten zeigt sich häufig in der individuellen Stärke einzelner, die kleinste Fehler des Gegners ausnutzen. So gelang dem ehemaligen Mitspieler der Göttinger in der 74. Minute der für die Hannoveraner erlösende Führungstreffer. Fast war es sogar eine Kopie des zuvor nicht gegebenen Tores der Gastgeber. Nach einem Doppelpass wurde Taubert durch die Gasse angespielt, konnte einen Gegenspieler abschütteln und aus 12 Metern halblinker Position am gutaufgelegten Torwart Jannis Ernst vorbei ins rechte untere Eck einschieben. Das erste Mal im ganzen Spiel, dass der Defensivverbund der Gastgeber nicht eng genug am Mann war.

Nach diesem Führungstreffer waren die jungen Schwarz-Gelben sichtlich konsterniert, hatte man doch den Gegener 74 Minuten lang gut im Griff. Dieses Motivationsloch nutze der auffäligste Spieler der Hannoveraner, Linton Maina, geschickt aus und erhöhte direkt nach dem Führungstreffer nach einem Solo durch die Göttinger Abwehr auf 2:0. Nun war das Spiel gelaufen. In der zweiten Minute der Nachspielzeit, als der Schiedsrichter schon den Abfiff signalisiert hatte, musste dieser dann nach einem Foul an einem Gästeangreifer sogar noch einmal auf den Punkt zeigen. Wiederum war es Maina, der den fälligen Strafstoß verwandelte (82.). Jannis Ernst ahnte zwar die Ecke, konnte aber gegen den Schuss halbhoch direkt neben den linken Pfosten nichts ausrichten. Direkt im Anschluss pfiff der Schiedsrichter die Partie ab.

Nach einem klasse Spiel in dem Göttingen 05 dem hohen Favoriten über 74 Minuten einen tollen Kampf geliefert, kaum gegegnerische Chancen zugelassen hat und seinerseits zwei hochkarätige Chancen hatte, ist der Sieg des Bundesligisten um zwei Tore zu hoch ausgefallen. Hannover zieht in die dritte Rundes des Niedersachsenpokals ein.

Doch trotz aller Enttäuschung nach diesem tollen Spiel können die Schwarz-Gelben mit ihrer Leistung sehr zufrieden sein. Trainer Nils Reutter und Jürgen Bock sind stolz auf ihre Jungs und gehen mit großer Zuversicht an die Aufgaben, die nun in der Liga wieder vor ihrem Team liegen.